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Stechmücken und durch Stechmücken übertragene Erkrankungen

Stechmücken zählen zu den zweiflügeligen Insekten. In Deutschland wurden bislang über 50 verschiedene Stechmückenarten nachgewiesen. Neben den heimischen Stechmückenarten kommen auch tropische Arten vor, die regional unterschiedlich verbreitet sind.


Gibt es neue Mückenarten, die sich in Deutschland verbreiten?

In Deutschland wurden bislang fünf invasive Stechmückenarten nachgewiesen. Die größte Bedeutung wird der asiatischen Tigermücke, Aedes albopictus, beigemessen. Funde dieser Mücke sind aus Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Hessen bekannt. Insbesondere im Oberrheingraben wird die Tigermücke vielfach nachgewiesen. In Niedersachsen gibt es bislang noch keinen Nachweis der Tigermücke.

Die Nationale Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“ am Friedrich Löffler Institut (FLI) erstellt eine Verbreitungskarte der Tigermücke, die auf der Homepage des FLI eingesehen werden kann:


Welche Erkrankungen können Mücken übertragen?

Stechmücken können eine große Bandbreite an Infektionserregern übertragen. Abgeleitet vom griechischen Begriff für Gliederfüßer = Arthropoda, werden die von diesem Tierstamm übertragen Viren auch als Arboviren (von Englisch: arthropod-borne-viruses) bezeichnet. Besondere Bedeutung haben Dengue-, Chikungunya- und Zikaviren sowie das West-Nil-Virus. Unter den Parasiten ist Plasmodium, der Malariaerreger, der bekannteste, von Stechmücken übertragene Erreger.

Nicht alle Stechmückenarten sind gleichermaßen in der Lage, Infektionserreger zu übertragen. Man spricht hier von Vektorkompetenz, das heißt, eine bestimmte Mückenart (=Vektor) besitzt die Fähigkeit (=Kompetenz), einen bestimmten Infektionserreger zu übertragen. Tigermücken haben zum Beispiel eine ausgeprägte Vektorkompetenz für das Dengue-, Chikungunya- und Zikavirus. Der genannte Malariaerreger hingegen wird ausschließlich von Mücken der Gattung Anopheles übertragen.


Ist es in Deutschland schon zur Übertragung von tropischen Infektionserregern durch Tigermücken gekommen?

Bislang ist es in Deutschland noch nicht zu Infektionen mit dem Dengue-, Chikungunya- oder Zikavirus gekommen.


Muss damit gerechnet werden, dass zukünftig aufgrund des Klimawandels auch in Deutschland tropische Erkrankungen durch Stechmücken übertragen werden?

Tropische Viren werden regelmäßig von Reiserückkehrern aus betroffenen Gebieten nach Deutschland eingeschleppt. Lebt eine infizierte Person dann in einem Tigermückengebiet, könnte das Virus in der akuten Phase der Infektion durch Stechmücken vom Reiserückkehrer auf andere Menschen vor Ort übertragen werden. Bislang ist das Risiko gering. Die aufgrund des Klimawandels steigenden Temperaturen sorgen jedoch dafür, dass sich wärmeliebende Mückenspezies wie die Tigermücke weiter ausbreiten. Je mehr Mücken vorhanden sind, desto größer wird das Risiko, dass eine Mücke einen infizierten Menschen sticht und das Virus weiterträgt.


Sollte die Ausbreitung von Tigermücken in Deutschland zu verhindert werden?

Die Ausbreitung der Tigermücke in Deutschland ist aufgrund der ausgeprägten Vektorkompetenz dieser Mückenart für diverse humanpathogene (z,B. Denguevirus, Chikungunyavirus, Zikavirus) und tierpathogene Erreger (z.B. Hautwurm, Herzwurm) problematisch. Experten sind sich daher einig, dass die Weiterverbreitung der Tigermücke in Deutschland in jedem Fall eingedämmt werden sollte, auch wenn eine vollständige Ausrottung nicht mehr möglich ist. Am Oberrheingraben führt die KABS e.V. (Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) umfangreiche Bekämpfungsmaßnahmen durch (https://www.kabsev.de/1/1_3/1_3_1/index.php) und die Bürger in betroffenen Kommunen werden angehalten, sich an der Bekämpfung zu beteiligen. Dem wird auch nachgekommen, denn Tigermücken sind aufgrund ihrer Tagaktivität ausgesprochene Lästlinge. Ohne Bekämpfungsmaßnahmen oder den Einsatz von Repellents ist ein Aufenthalt im Freien auf befallenen Grundstücken kaum erträglich.


Wie unterscheidet sich eine Tigermücke von anderen Mückenarten?

Bei der Tigermücke handelt es sich um eine schwarze, vergleichsweise kleine Mücke. Die namensgebende schwarz-weiße Streifung der Beine ist nur aus der Nähe und bei guten Lichtverhältnissen zu erkennen. Häufig wird die Tigermücke mit der Ringelschnacke Culiseta verwechselt. Diese sehr große, bräunliche Mücke besitzt deutlich erkennbare, braun-weiß geringelte Beine. Verdachtsmomente für eine Ansiedelung können sich ergeben, wenn Menschen auch tagsüber stark von Mücken belästigt werden.


Können auch heimische Mückenarten Krankheiten übertragen?

Nicht nur tropische Stechmücken übertragen Krankheitserreger, sondern auch manche in Deutschland beheimatete Arten können als effektive Vektoren fungieren. Noch bis in die 1950er Jahre kam es in Deutschland zu Malariaübertragungen. Kriegsheimkehrer brachten die Infektion mit und die heimischen Anopheles-Spezies übertrugen den Parasiten auf die ansässige Bevölkerung. Zerstörte Infrastrukturen und eine mangelnde medizinische Versorgung sorgten dafür, dass der Infektionszyklus aufrechterhalten werden konnte.

Ein weiterer Erreger, das West-Nil-Virus (WNV), wurde 2018 zum ersten Mal bei Vögeln und Pferden in Deutschland nachgewiesen. Seit 2019 sind hauptsächlich in den Ostdeutschen Bundesländern Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen Infektionen beim Menschen bekannt geworden. Eine Einschleppung des WNV nach Deutschland erfolgte über Zugvögel. Vögel tragen das Virus in sich, erkranken jedoch selten. Vom Vogel wird das Virus durch unsere Hausmücke Culex auf Menschen und Säugetiere weiter übertragen. In den meisten Fällen verläuft die Infektion unauffällig. Bei etwa 20% der Infizierten kommt es zu einer grippeähnlichen Erkrankung. Nur einer von 100 Infizierten erkrankt schwer. Es ist davon auszugehen, dass es nicht-diagnostizierte Infektionen gab. Ausführliche Informationen zum West-Nil-Fieber und zur Situation in Deutschland stellt das Robert Koch Institut (RKI) auf seiner Internetseite zur Verfügung:

Unter den Säugetieren sind in erster Linie Pferde von Erkrankungsfällen betroffen. Für Pferde steht in Deutschland ein Impfstoff gegen das West-Nil-Virus zur Verfügung. Informationen zum Tierseuchengeschehen finden sich auf der Internetseite des FLI.


Gibt es vorbeugende Möglichkeiten, sich vor Mückenstichen zu schützen oder die Zahl der Mücken zu reduzieren?

Mit einfachen Maßnahmen lässt sich die Stechmückenzahl im persönlichen Wohnumfeld deutlich verringern:

  • Leere Blumenkübel, Eimer und Schalen sollten umgedreht oder weggeräumt werden. Tigermücken und andere Stechmückenarten nutzen selbst kleinste Wasseransammlungen für die Eiablage, z.B. in einem weggeworfenen Becher. Eine umfangreiche Darstellung möglicher Brutstätten der Tigermücke findet sich auf der Internetseite der KABS e.V. Diese kann als Anregung herangezogen werde, um mögliche Brutplätze im eigenen Garten zu identifizieren.
  • Angesammeltes Wasser sollte dort vergossen werden, wo es schnell im Erdreich versickern kann, da die Stechmückenstadien eine Entsorgung über Abflüsse überstehen können.
  • Regenwassertonnen kann man mit einem Deckel verschließen oder die Öffnung mit feinmaschigem Fliegengitter überspannen, um zu verhindern, dass Stechmücken ihre Eier hineinlegen. Hierbei muss allerdings sehr sorgfältig vorgegangen werden, da die Stechmücken selbst durch kleinste Ritzen dringen können.
  • Regenrinnen sollten regelmäßig darauf kontrolliert werden, ob Laub den ungehinderten Wasserabfluss beeinträchtigt.
  • Auf das Anlegen von Kleinstteichen, beispielsweise in Maurerkübeln, sollte möglichst verzichtet werden. Bei größeren Gartenteichen sorgt eine naturnahe Gestaltung dafür, dass Stechmückenlarven von Wasserwanzen, Wasserkäfern und Libellenlarven gefressen werden. Auch Fische nutzen Stechmückenlarven als Nahrungsquelle.
  • Mit feinmaschigem Fliegengitter hindert man Stechmücken daran, in Häuser einzudringen.
  • Bei Aufenthalten im Freien halten ätherische Öle in Form von Kerzen, Insektenspiralen oder Ähnlichem Mücken zu einem gewissen Grad fern.
  • Lange Kleidung und das Auftragen von Abwehrsprays (Repellentien) auf die Haut schützen vor Mückenstichen.

Weitere Informationen, auch zum Einsatz von Biozidprodukten zur Stechmückenbekämpfung, finden sich auf der Internetseite des Umweltbundesamtes.


Wie sieht der Entwicklungszyklus einer Stechmücke aus?

Der Entwicklungszyklus von Stechmücken ist an Wasser gebunden ist. Nur die weiblichen Stechmücken saugen Blut, da sie dieses für die Eiproduktion benötigen. Manche Arten sind wenig wählerisch was ihre „Blutspender“ betrifft. Sie stechen verschiedene Tierarten und auch den Menschen gleichermaßen. Andere bevorzugen zum Beispiel Vögel als Wirte. Ein befruchtetes Weibchen legt mehrere Gelege auf die Oberfläche stehender Gewässer oder in feuchte Uferbereiche. Aus den Eiern schlüpfen bewegliche Larven. Über 4 Stadien nehmen die Larven immer mehr an Größe zu und entwickeln sich schließlich zu einer ebenfalls beweglichen, mehr rundlichen Puppe, aus der schließlich die erwachsene Stechmücke schlüpft. Die Entwicklungsdauer der Stechmücken ist art- und umweltabhängig, wobei höhere Temperaturen die Entwicklung beschleunigen.

Entwicklungszyklus von Stechmücken  
Entwicklungszyklus einer Stechmücke
Artabhängig bevorzugen Stechmücken unterschiedliche Bruträume. Während z.B. die sogenannten Überschwemmungsmücken ihre Eier bevorzugt in Feuchtgebieten und überschwemmten Auwäldern ablegen, entwickelt sich unsere gemeine Hausmücke (Culex pipiens) auch in kleinsten Wasseransammlungen, z.B. in Regentonnen oder Blumenuntersetzern. Da ein Stechmückenweibchen mehrere Hundert Eier legen kann, werden Stechmücken schnell zur Plage, auch im heimischen Garten.
Gefäß mit Wasser im Garten
Ein wassergefülltes Gefäß im Garten dient Stechmücken als Brutstätte
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